Unsere Schützlinge im Ganztags-Programm

Nagammal wurde 1989, im nahe gelegenen Dorf, in eine arme Familie mit drei älteren Brüdern geboren. Sie war ungewollt und ihre Mutter hatte versucht sie abzutreiben. Als Nagammal zum “Alten Spielplatz” kam, war sie dreieinhalb und konnte wegen erheblicher Unterernährung nicht laufen. Sie war schwach und ständig krank und war laufend in ärztlicher Behandlung, unter anderem wegen Tuberkulose. Seit 2003 konnten wir ihr das Ganztags-Programm mit Mittagessen anbieten, was ihren Gesundheitszustand sehr stabilisiert hat. Nagammal war unser erstes gehörloses Kind. Damals hatten wir noch keine Erfahrung mit Hörgeräten und Sprachtherapie. Es war ein langer Prozess, bis Nagammal schließlich mit fünf Jahren ihre ersten Hörgeräte bekam. Für die nötigen Tests und das Anpassen der Geräte mussten wir jedes Mal nach Chennai fahren, was damals eine vier bis fünfstündige Fahrt auf schrecklichen Straßen war. Nagammal ist sehr intelligent und aufmerksam. Sie ist eine von unseren Betreuten, die über die Jahre maximal von unserem Programm profitieren konnte. Selvi hat Nagammal Lesen und Schreiben beigebracht, allerdings ist ihre Aussprache nicht sehr artikuliert, da die Hörhilfe zu spät kam und sie zu wenig familiäre Unterstützung bekam. Wir haben Nagammal verschiedene Handarbeiten beigebracht, beisspielsweise Sticken, die Gestaltung von Grußkarten und das Ziehen von Kerzen. Inzwischen hat sie mehr Selbstvertrauen und ist eine große Hilfe für die kleineren Kinder bei Deepam. Bei uns fühlt sich Nagammal wohl und anerkannt. Wir haben mit der Familie abgemacht, dass sie als Helferin bei Deepam bleiben kann und dauerhafte Gesundheitsversorgung erhält. Wir haben für sie ein Sparkonto eröffnet, auf das wir monatlich einen Betrag für ihre zukünftigen Bedürfnisse einzahlen.

 

Sundar ist 1985 geboren und schwer geistig Beeinträchtigt, so dass seine Fähigkeiten stark eingeschränkt sind. Über die Jahre haben wir es geschafft, ihm die Grundfarben und das Zählen bis 20 beizubringen. Sundar kann kleine Jobs bei Deepam übernehmen und hat ein gutes Sozialverhalten. Seine Aufmerksamkeitsspanne ist kurz und er wird außerhalb nie einer Arbeit nachgehen können. Doch Sundar ist immer gut gelaunt und wir sind eher öfter genervt, dass er den gesamten Tag laut vor sich hin singt. Im Dorf ist er viel auf der Strasse zu sehen, wo er wegen seinem angenehmen Wesen von allen akzeptiert wird. Sundar ist offensichtlich ein extrem glücklicher Mensch.

 

 

Akash ist 2002 geboren. Gleich nach der Geburt hatte er epileptische Anfälle und wird lebenslang Medikamente einnehmen müssen. Akash ist in seiner geistigen Entwicklung beeinträchtigt und zeigt massive Verhaltensauffälligkeiten, mit Ticks und autistischen Zügen. Er kommt aus einer armen Familie mit ungebildeten Eltern. Sein Vater war Alkoholiker und hat vor einigen Jahren Selbstmord begangen.
Akashs Mutter muss hart arbeiten, um die Familie durchzubringen. Wir kennen Akash seit er als zweijähriges Kind ambulant zu Angelika zur Beschäftigungstherapie kam. Leider war es nicht möglich, kontinuierlich mit ihm zu arbeiten. Akash war oft krank – entweder hatte er massive epileptische Anfälle oder wiederkehrende Fieberschübe. Es dauerte Monate bis er mit einem speziellen Typ von Tuberkulose diagnostiziert wurde. Neun Monate lang bekam er eine intensive medizinische Behandlung und durfte wegen Ansteckungsgefahr während dieser Zeit nicht zu Deepam kommen. Für seine Mutter wurde es immer schwieriger, mit Akash fertig zu werden und wollte ihn in einem Heim unterbringen. Dort wurde er jedoch wegen seines schwierigen Verhaltens abgelehnt. Deshalb entschied unser Team, Akash ins Ganztagsprogramm aufzunehmen, was eine große Herausforderung war. Über eine lange Zeit hinweg brauchte er eine Person, die ihn ständig beaufsichtigte. Er verweigerte Augenkontakt, konnte nicht alleine zur Toilette gehen, schlug und provozierte andere Kinder, störte und war nur schwer in den Tagesablauf zu integrieren. Nach und nach verbesserte sich sein Sozialverhalten und seine Kooperation. In Einzelsitzungen wurden einfache Dinge geübt und seine Konzentrationsfähigkeit aufgebaut. Inzwischen hat Akash erstaunlich große Fortschritte gemacht und ist fähig an allen Aktivitäten teilzunehmen.

 

Nandini kam mit im Alter von neun Monaten erstmals für Therapie zu Deepam. Sie hatte keinen sanften Start ins Leben. Als ihre Mutter mit ihr schwanger war, unternahm sie einen Selbstmordversuch und übergoss sich mit Kerosin. Sie wurde mit 42-prozentigen Verbrennungen ins Krankenhaus eingeliefert, wo Nandini zu früh, mit verschiedenen Behinderungen (Zerebralparese und Mikrozephalie) zur Welt kam. Seit wir sie kennen, war Nandini unterernährt und litt unter Darmparasiten. Ihr Vater ist stark alkoholabhängig und geht nicht zur Arbeit. Ihre zwei jüngeren Brüder besuchen Regelschulen. Wegen der familiären Probleme kam Nandini sehr unregelmäßig zu ihren Therapiestunden. Erst als sie sieben und reif genug war, gliederten wir Nandini Schritt für Schritt in unser Ganztags-Programm ein und seither hat sie erheblich aufgeholt. Zuhause gab es keine Toilette und aufgrund ihrer Entwicklungsverzögerung war es eine große Herausforderung, Nandini beizubringen, bei Deepam die Toilette zu benutzen, anstatt in die Hose zu machen. 2016 konnten wir der Familie helfen eine eigene Toilette zu bauen. Nandini ist gerne mit den anderen Kindern in der Gruppe zusammen und macht kontinuierlich Fortschritte. Mit ihren strahlenden Augen und ihrem frohen Wesen ist sie bei Deepam wie ein Sonnenstrahl.

 

Santhiya wurde 2003 mit einem Gewicht von nur 1900 Gramm geboren und war für eine Woche im Wärmebett. Ihre Eltern sind miteinander verwandt. Santhiya kam mit zwei Jahren zu uns. Wir erinnern uns an sie als kleines schmutziges Mädchen, das andauernd eine laufende Nase hatte und oft krank war. Sie war winzig für ihr Alter, unterernährt und litt fortwährend an verschiedenen Darmparasiten, bis die medizinische Behandlung erfolgreich war. Obwohl Santhiya viele Fortschritte gemacht hat, seit wir sie 2009 in die Ganztagsgruppe aufgenommen haben, ist sie noch sehr schwach, was ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten betrifft. Inzwischen kann sie Farben und Formen identifizieren und nutzt einfache Sprache und Gesten, um sich auszudrücken. Testergebnisse haben ergeben, dass ihr Gehör gut ist, sie aber unter einem sogenannten sensorischen Gehörverlust leidet. Das bedeutet, dass Gehörtes in ihrem Sprachzentrum im Gehirn nicht richtig verarbeitet wird. Deshalb braucht sie eine Menge an zusätzlicher Stimulation, um sprechen zu lernen. Da sie gewohnt war „ihr Geschäft im Freien zu verrichten“ blieb das Toilettentraining eine dauerhafte Herausforderung. Wegen ihrer zarten Gesundheit ist sie weiterhin anfälliger für Krankheiten. 2011 wurde bei ihr eine beginnende Tuberkulose diagnostiziert und sie bekam über Monate hinweg Medikamente. Inzwischen hat sich ihr Gesundheitszustand verbessert, auch wenn sie noch zu klein für ihr Alter ist. Erfreulicherweise kann sie sich besser konzentrieren und zeigt Fortschritte in vielen Bereichen. Wegen ihres angenehmen Wesens ist Santhiya bei allen beliebt.

 

Hema war 4 Jahre alt, als ihre Kindergartenlehrerinnen sie 2009 zu uns schickten. Wir empfahlen einen Audiometrie-Test, der bestätigte, dass ihr Gehör geschädigt war und sie Hörgeräte und intensives Sprachtraining brauchen würde. Ihre Eltern wurden über weiter entfernte sonderpädagogische Schulen für gehörbehinderte Kinder informiert. Aufgrund von Hemas Hyperaktivität wollten sie ihre Tochter allerdings lieber im Ganztags-Programm bei Deepam unterbringen, wo sie mehr individuelle Aufmerksamkeit und tägliche Sprachtherapie-Sitzungen mit Selvi und Gopal bekam. Nachdem sie innerhalb von zwei Jahren beachtliche Fortschritte gemacht hatte, schlugen wir vor, Hema in die Regelschule zu re-integrieren. Die Aikyam Schule war bereit sie in die erste Klasse aufzunehmen. Wir haben die nachmittägliche Sprachtherapie fortgesetzt und weiterhin bei den Hausaufgaben und bei der Pflege ihrer Hörgeräte geholfen. Leider gab es aber von Seiten der Familie nicht genügend Unterstützung und nach einigen Monaten gaben die Lehrer auf, weil Hema nicht in der Lage war, dem Unterricht zu folgen. Jetzt ist sie den ganzen Tag bei Deepam, wo sie wöchentlich ein paar Stunden Einzelunterricht bekommt. Sie lernt Tamil lesen und schreiben und die Grundzüge des Rechnens. Hema profitiert besonders auch von den verschiedenen Aktivitäten bei Deepam. Mittlerweile ist sie regelrecht aufgeblüht, ausgeglichener und konzentrierter – sie redet viel und gut artikuliert, besonders auch seit ihr qualitativ hochwertige Hörgeräte zur Verfügung stehen, die wir für sie gespendet bekommen haben. Hema kann inzwischen ganze Kapitel auf Tamil lesen und komplette Sätze schreiben. Auch beherrscht sie die Grundrechenarten.

 

Dharani ist 1997 geboren und kam das erste Mal mit zwei Jahren zur Physiotherapie zu uns. Sie leidet unter Epilepsie und bekommt Dauermedikation. Einige Jahre lang war Dharani in der Regelschule, wo sie schulisch mit ihren Klassenkameraden nicht mithalten konnte. Mit 12 Jahren kam sie schließlich in unser Ganztags-Programm und war damals nichtmals fähig ihren eigenen Namen zu schreiben. In den Schulen draußen gab es keine geeignete Hilfe für Dharani; sie braucht viel individuelle Aufmerksamkeit, um sich zu konzentrieren und Fortschritte zu machen. Lange Zeit zeigte sie ein auffälliges Sozialverhalten, weigerte sich, an Gruppenaktivitäten teilzunehmen und zog sich in sich selbst zurück. Unsere Mitarbeiter haben Dharani genau beobachtet und gezielt gefördert, z.B. haben wir für einige Kunsttherapie-Stunden gesorgt, um sie emotional zu unterstützen.
Dharanis Vater ist 2004 an Aids gestorben und ihre Mutter ist mit vier heranwachsenden Kindern zurück geblieben. Dharani hat zwei ältere Schwestern und einen jüngeren Bruder. Sie lebten in einer kleinen Hütte aus Lehm mit einem Strohdach, das undicht war und das provisorisch mit einer Plastikplane abgedeckt war. In den Tropen gibt es lange Zeiten ohne Niederschlag, aber die Regenfälle während des Monsuns sind extrem heftig. 2011 konnten wir, mit Spendengeldern von Deepam, helfen für Dharani und ihre Familie ein stabiles Haus zu bauen.
2013 hat Dr. Peter Prashant, der Kinderarzt des PIMS-Krankenhauses, der uns sehr unterstützt, bei Dharani das Sturge-Weber-Syndrom diagnostiziert, das ihre gesundheitliche Verfassung erklärt: Es ist ein angeborenes Erbleiden, das immer mit einem roten  Muttermal im Gesicht einhergeht. Komplikationen bestehen in der Verkalkung von Gewebe und dem Verlust von Nervenzellen im Gehirn, auf der Seite des Muttermals. Das führt oft zu Anfallsleiden und Muskelschwächen auf der anderen Körperseite. Eine andere Komplikation kann ein Glaukom werden, das zur Blindheit führen kann. Deshalb stellen wir sicher, dass Dharanis Augen regelmäßig untersucht werden. Trotz all dieser Schwierigkeiten hat Dharani unglaubliche Fortschritte gemacht. Sie strengt sich an, um etwas zu erreichen und nimmt rege an allen Aktivitäten teil. Wir sind sehr stolz auf sie und ermutigen sie.

 

Chandru ist 2007 mit Down Syndrom (auch Mongolismus oder Trisomie 21 genannt) geboren. Seit dem Alter von eineinhalb Jahren kommt er regelmäßig zu Deepam, um Physiotherapie und andere Therapien zu bekommen. Chandru ist in allen Bereichen entwicklungsverzögert und braucht viel Aufmerksamkeit. Er ist ein charmanter Junge, den jeder mag. Seine Mutter hat ihn zu sehr verwöhnt – wir haben darauf bestanden, dass er lernt, zur Toilette zu gehen, selbstständig zu essen und sich selbst anzuziehen. Unser Ziel war es, ihn langsam in unsere Ganztags-Gruppe zu integrieren, was sich als schwieriger erweist, als wir erwartet haben. Chandrus Verhalten ist herausfordernd – er macht viel Unsinn und die Erwachsenen tendieren dazu das lustig zu finden, weil er so niedlich ist. Wir haben häufig bei Deepam darüber gesprochen und den Eltern klargemacht, dass wir uns alle gemeinsam auf eine klare Herangehensweise einigen müssen, um Chandru dazu anzuleiten ein angemessenes Sozialverhalten zu entwickeln.

 

 Dineshkarthik kam 2012 als Zweijähriger zu uns. Ein Audiometrie-Test bestätigte eine schwere angeborene Gehörschädigung. Der nächste Schritt bestand darin, ihm gute Hörgeräte zu kaufen, die Deepam finanziert hat, weil seine Familie es sich nicht hätte leisten können. Dinesh kam einige Monate regelmäßig mit seiner Mutter zur Sprachtherapie. Daraufhin empfahlen wir eine Vorschule im nahen Pondicherry, die ein spezielles Programm für gehörlose Kinder anbot, mit dem Ziel sie später in Regelschulen zu integrieren. Leider hat Dinesh das nicht geschafft, da er absolut nicht stillsitzen konnte. Daraufhin haben seine Eltern bei mehreren Schulen angefragt, doch er wurde überall abgelehnt. So kam Dinesh wieder zu uns zurück. Bei Deepam bekam er Einzelunterricht und Sprachtherapie. Er lernte Tamil zu lesen und zu schreiben, sowie einfache Rechenoperationen auszuführen. Dinesh machte große Fortschritte, allerdings störte er oft die anderen in der Gruppe. Manchmal tat er Kindern auch absichtlich weh, was er sofort wieder bereute. Er selbst ist sehr feinfühlig und bemüht sich sehr, doch er hat sich nicht immer unter Kontrolle. Wir gaben Dinesh Aufgaben, bei denen er sich körperlich verausgaben konnte, zum Beispiel Gartenarbeit. Auch nahmen wir ihn zum Schwimmen und zum therapeutischen Reiten.
Da Dinesh recht intelligent ist, haben wir 2019 seinen Eltern empfohlen, ihn in eine staatliche Gehörlosenschule zu schicken, damit er einen offiziellen Schulabschluss bekommt und hoffentlich später eine Anstellung finden und selbstständig leben kann. Wir haben ein wenig gebangt, ob er sich sozial in die neue Schule eingliedern würde, oder eventuell wieder zu uns zurück kommt, aber es scheint gut zu gehen. Für seine Hörgeräte helfen wir weiterhin.

 

 

Sathiya wurde 1992 als Zwilling geboren. Bei ihrer Geburt waren beide Mädchen winzig und kamen in den Inkubator. Leider verstarb ihre Schwester mit acht Monaten. Den Eltern fiel auf, dass Sathiya sich nicht symmetrisch bewegte und dass ihr rechter Arm gelähmt war. Eine angeborene Halbseitenlähmung wurde diagnostiziert. Sathiya war bereits acht Jahre alt, als sie zu uns kam – und ihre Mutter machte noch alles für sie: Sie konnte nicht sprechen, sich nicht alleine anziehen, war es nicht gewohnt zu spielen und war sehr unstet und unkooperativ. In kleinen Schritten haben wir ihr spielerisch nahegebracht, einfachste Handlungen auszuführen und Anweisungen zu befolgen.

Seit 2003, seit wir unseren Schulbus haben, kommt Sathiya zu unserer Ganztagsgruppe. Mittlerweile ist sie aufgeblüht und selbstbewusst geworden und nimmt an allen Aktivitäten teil. Durch intensive Physiotherapie hat sich ihr Gangbild verbessert. Für ihre rechte Hand hat sie eine Schiene angepasst bekommen, doch sie macht das meiste mit ihrer gesunden linken Hand. Leider hat Sathiya seit 2007 epileptische Anfälle. Durch die Dauermedikation hat sie sehr zugenommen und ist schwerfälliger geworden. Für ihre Körperhygiene und zum Ankleiden braucht sie wegen ihrer halbseitigen Lähmung noch Hilfe. Doch sie zeigt mehr und mehr Interesse und hilft stundenweise voller Stolz unseren Reinigungsfrauen. Wir versuchen, lebenspraktische Aufgaben für sie zu finden, damit sie irgendwann hoffentlich einer einfachen Arbeit nachgehen kann.

 

Kishore wurde 2005 geboren. Seine Eltern sind blutsverwandt. Seine Geburt und seine  frühkindliche Entwicklung verliefen unauffällig. Mit zwei Jahren erlitt er unerwartet epileptische Anfälle, die mit Medikamenten behandelt wurden. Kishore hat einige Jahre eine Schule in der nahe gelegenen Stadt Pondicherry besucht und kam 2016 zu uns. Seine Eltern beklagten sich über Auffälligkeiten in seinem Verhalten und über Koordinationsprobleme.

Unseren Mitarbeitern fiel auf, dass Kishore keine maskulinen sexuellen Merkmale entwickelt hat. Deshalb haben wir seinen Eltern, als er 15 war, empfohlen, die Hormonwerte ihres Sohnes testen zu lassen. Ergebnis war tatsächlich ein Testosteron-Mangel, gegen den er nun Medikamente einnimmt.

Kishore ist sowohl bei den Aktivitäten in der Ganztagsgruppe wie auch in den Einzelstunden motiviert. Er hat immer noch Schwierigkeiten sich zu fokussieren; manchmal testet er auch unsere Grenzen aus. Aber insgesamt ist er ein freundlicher und rücksichtsvoller Junge, der auch oft schwächeren Kindern hilft. Wir hoffen, dass es uns mit der schulischen und ergotherapeutischen Betreuung gelingt, Kishore in den kommenden Jahren so weit zu fördern, dass er später eine handwerkliche Beschäftigung findet.

 

Nivetha wurde 2005 geboren. In ihrer frühen Kindheit war sie in ihrer gesamten Entwicklung hinterher. Ihr gehörloser älterer Bruder Rutharpathi war schon vor ihr bei uns, Nivetha kam erst mit elf Jahren mit der Diagnose ADHS / Aufmerksamkeitsstörung und Hyperaktivität. In der Regelschule durfte sie nicht bleiben, weil sie sich nicht konzentrieren konnte und deshalb nicht lesen und schreiben lernte. Ihre akademischen Leistungen sind sehr schwach, doch ihre Feinmotorik ist gut und sie hat besonders Freude am Sportunterricht, seit sie bei uns ist. Nivetha kommt in der Gruppe gut zurecht. Sie hat noch Potential, und wir wollen ihr mehr handwerkliche Fähigkeiten beibringen – in der Hoffnung, dass sie aufblüht, wenn sie eine Tätigkeit findet, für die sie sich voll begeistern kann.

 

 

Puroshothaman kam 2009 nach einer normalen Schwangerschaft und Geburt auf die Welt. Angeblich ist er an seinem zweiten Lebenstag vom Bett gefallen und kam danach für zwei Tage in den Inkubator. Bis er drei Jahre alt war, hat er sich nach Aussage seiner Familie normal entwickelt, erlitt dann aber einen schweren epileptischen Anfall. In den Jahren danach fiel seine mangelnde Artikulation beim Sprechen auf. In der Schule hatte er Konzentrations-Schwierigkeiten, und im 3. Schuljahr konnte er nicht mehr mithalten und seine Lehrerin hat Pushothaman wiederholt zu uns gebracht. Erst nachdem seine Eltern einverstanden waren, konnten wir ihn in unsere Ganztagsgruppe aufnehmen.Puroshots Familiengeschichte ist sehr traurig – der Vater ist dem Alkohol verfallen. Er schafft es nicht, sich um seinen Sohn zu kümmern und verprügelt ihn oft. Unglücklicherweise hat seine Mutter im März 2020 Selbstmord begangen, ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, als Indien wegen COVID-19 eine totale Ausgangssperre verhängt bekam und Deepam schließen musste. Puroshot wird bei Deepam mit Einzelunterricht gefördert, doch er lernt sehr langsam. Er erhält Ergotherapie zur Behandlung seiner sensorischen Defizite, die wahrscheinlich mit seiner traumatischen Kindheit und seiner Familiensituation zusammenhängen. Er ist ein ruhiger und scheuer Junge, der nach und nach aufzublühen beginnt und Vertrauen in uns entwickelt. Wir hoffen, dass es uns mit Geduld und Zuwendung gelingen wird, Puroshot die Werkzeuge in die Hand zu geben, die es ihm ermöglichen, später ein erfülltes Leben zu führen. Es macht Freude, mit Pushothaman zu arbeiten und mit ihm zusammen zu sein, vor allem wenn sein seltenes Lachen den Raum erfüllt.

 

This image has an empty alt attribute; its file name is IMG_0174-1-200x300.jpgSuresh kam 1992 mit einer sogenannten Zerebralparese (spastischen Muskeln) auf die Welt. Mit drei Jahren hatte er einen schweren epileptischen Anfall und nahm ein Jahr lang Medikamente. Zum Glück hat er seither keine epileptischen Symptome mehr. Suresh hat eine jüngere Schwester und einen jüngeren Bruder. Sein älterer Bruder ist mit eineinhalb Jahren tragisch verstorben, nachdem er sich zu Hause an einer Öllampe verbrannt hatte. Als Suresh fünf Jahre alt war, gab es zu Hause einen erneuten Unfall, bei dem Feuer im Spiel war. Er zog sich dabei Brandwunden zu und kam glücklicherweise mit ein paar bleibenden Narben davon. Seine Familie wurde damals deswegen bei der Polizei angezeigt.

Im Alter von neun Jahren kam Suresh zu Deepam. Er konnte weder laufen noch sprechen, sich selbst ankleiden oder selbständig essen. Seine Mutter hat ihn getragen und ihn wie ein Baby behandelt. Durch intensive Physiotherapie lernte er laufen. Sprachtherapie verhalf ihm zum Sprechen. Suresh ist sehr willig, alles zu probieren und kommt mit alltäglichen Aufgaben recht gut zurecht. Nur bei schwierigen Dingen braucht er wegen seiner körperlichen und mentalen Einschränkungen Unterstützung. Suresh liebt es zu singen und er ist interessiert, neben Tamil auch Englisch zu lernen.

Wir hatten viele Jahre lang zwei Sureshs in unserer Gruppe, und er bekam den Spitznamen “Jolly Suresh”(der fröhliche Suresh), denn er hat ein strahlendes Lachen mit weit geöffnetem Mund. Es ist eine Freude ihn und sein Lachen um uns zu haben.

 

Abdulmajith kam 2001 in einem benachbarten Bundesstaat, wo seine Eltern vorübergehend gearbeitet haben, als Hausgeburt mit Zerebralparese zur Welt. Mit drei Jahren wurde er in einen Kindergarten für bedürftige Kinder aufgenommen, später besuchte er bis zur 8. Klasse eine Regelschule, wo er allerdings nicht mithalten konnte. Weitere drei Jahre verbrachte er in Pondicherry in einer Schule für bedürftige Kinder. Dort war er in einem Wohnheim untergebracht. So kam er erst mit 17 Jahren zu uns zu Deepam. Abdul hat grob- und feinmotorische Einschränkungen und Schwierigkeiten mit seiner Augen-Hand-Koordination. In unserer Werkstatt leiten wir ihn dazu an, praktische Fähigkeiten zu erwerben, beispielsweise Dinge auszumessen oder sich wiederholende Muster einzuprägen und auszuführen, etwa bei Bastelarbeiten oder beim Aktualisieren des Kalenders. Sein größter Wunsch ist es, Mechaniker zu werden und Motorräder zu

 

Sumitra ist 2001 geboren und kam mit zehn Jahren zu Deepam. Sie wohnte in der nahe gelegenen Kleinstadt Pondicherry. Wir lehnten Sumithra ab, da wir normalerweise nur Kinder aus den umliegenden Dörfern nehmen. Doch ihre Eltern haben nicht aufgegeben und sind mit der gesamten Familie nach Kuilapalayam aufs Dorf umgezogen, damit ihre Tochter zu Deepam kommen kann. Ein derartiger Einsatz ist eine seltene Erfahrung für uns. Sumithra hat das Glück, von ihren Eltern sowohl Verständnis als auch Unterstützung zu erhalten.

Zu Beginn war Sumithra extrem scheu und regelrecht blockiert. Mittlerweile hat sie sich in eine kecke junge Frau verwandelt. Bevor sie zu uns kam, war Sumithra in verschiedenen Regelschulen, wo sie wegen ihren Lernschwierigkeiten nicht mithalten konnte und verständlicherweise Abwehrreaktionen entwickelte. Bei Deepam hat sich Sumithra sofort wohl gefühlt, doch es war nicht alles einfach. Bestimmte Aktivitäten hat sie lange Zeit schlichtweg vermieden, beispielsweise zu malen oder zu schreiben. Nach einiger Zeit fanden wir heraus, dass sie von ihrem Großvater gehänselt und bestraft wurde, weil sie in der Schule nicht mitkam. Homöopathische Mittel halfen, dieses Trauma zu lindern. Inzwischen hat Sumithra verschiedenste handwerkliche Techniken erlernt. Sie malt, töpfert, singt und tanzt, nimmt am Sport und Schwimmen teil. Sie liebt es zu kochen, und wir haben ihre Vorliebe dazu genutzt, ihr ein wenig Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen, damit sie beim Einkaufen mit Geld umgehen und Rezepte lesen kann. Dazu war es nötig, mit ihr über Monate hinweg geduldigst die Namen von Gemüse und Früchten in tamilischer Schrift zu wiederholen, bis sie es sich endlich merken konnte. Nun ist Sumithra hauptsächlich in unserer Werkstatt aktiv und hat auch einige Verantwortlichkeiten übernommen, beispielsweise das Gießen unserer Topfpflanzen. Wir bewundern ihren starken Willen und unterstützen sie in ihrem Traum, eines Tages ein eigenes Restaurant eröffnen zu können.