Unsere ambulanten Patienten

persons_1347343923Babys und Kleinkinder kommen mit ihren Eltern als ambulante Patienten zur Physio-, Beschäftigungs- und Sprachtherapie. Einige täglich oder ein paarmal pro Woche; andere, die weiter entfernt wohnen, unregelmäßig. Wir erwarten von den Eltern, dass sie teilnehmen und mitarbeiten, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen. Diese Einzelbetreuung ist sehr zeitaufwendig; oft sind mehrere unserer Therapeuten beteiligt. Leider passiert es häufig, dass die Eltern nach einer Weile nicht mehr kommen, oft, wenn ein anderes Baby geboren ist, und es zu anstrengend für sie wird, die Behandlung mit dem älteren Kind fortzuführen. Manchmal sind die Erwartungen der Eltern auch zu hoch – zum Beispiel, wenn sie davon ausgehen, dass ihr Kind mit schwerem Hirnschaden nach ein paar Therapie-Sitzungen laufen und sprechen kann, während es nötig wäre, weiterzuarbeiten, um mit der Therapie schrittweise kleinere Ziele zu erreichen. Viele Kinder, die irgendwann nicht mehr gekommen waren, kehren später zurück – oft, wenn die Eltern merken, dass ihr Kind in einer Regelschule nicht mitkommt.
Die meisten unserer Kinder hatten einen schweren Start ins Leben. Es gab häufig Komplikationen während der Schwangerschaft oder der Geburt. Wir sind sehr daran interessiert, schon mit den Babys und Kleinkindern zu arbeiten, weil eine frühe Intervention die besten Ergebnisse erzielt. Je früher wir beginnen, desto mehr können wir erreichen!

Sadhana kam mit zweieinhalb Jahren zu uns. Sie ist durch Kaiserschnitt zur Welt gekommen und war zum Zeitpunkt der Geburt schon überfällig. Sie hat eine ältere Schwester, die keine Probleme hat. Unglücklicherweise ist ihr Vater an einem bösartigen Gehirntumor verstorben, als Sadhana zwei Monate alt war. Noch immer ist ihre Mutter sehr deprimiert, ihren Mann verloren zu haben und ihre beiden kleinen Töchter alleine großziehen zu müssen. Sadhana ist ein süßes Mädchen, das sehr wach ist. Wegen ihrer extrem schlaffen Muskeln konnte sie nicht gehen und sprechen lernen. Ihre Mutter bringt Sadhana zweimal pro Woche zur Physio- und Ergotherapie. Sie fängt an, sich selbstständig zu bewegen und spricht erste Worte. Eine von uns arrangierte gründliche medizinische Untersuchung ergab als Diagnose “Hypomelanosis” – sie hat sichtbare Pigmentstörungen der Haut an ihren Armen und Beinen. Dieses Leiden kann mit schwerer geistiger Beeinträchtigung und mit Anomalien und Fehlfunktionen vieler Organe, inklusive des Herzens und der Nieren einher gehen. Weitere Komplikationen könnten das Auftreten von epileptischen Anfällen und Hirntumoren sein. Wir vermieden es dies Sadhanas Mutter ausführlich zu erklären, die durch die sichtbaren Fortschritte von Sadhana ermutigt, etwas aus ihrer Depression herausgekommen ist.

Yoga Lakshmi
ist ein sehr flinkes Mädchen, das 2011 geboren ist. Es gab keinen ersten Schrei bei der Geburt, und die Mutter hatte schon während der Schwangerschaft Komplikationen. Yoga Lakshmi kam mit drei Jahren zu uns. Wir erinnern uns an ein kleines, wildes Mädchen, das fast auf überaupt nichts reagierte. Sie schlug und biss um sich, war schnell abgelenkt und schaute uns nicht an. Der Hörtest ergab normales Gehör, obwohl sie noch immer nur Ein-Silben-Wörter spricht und alles in den Mund nimmt. Wichtig war es, den Eltern zu zeigen, auf Augenkontakt zu bestehen und ihnen beizubringen, Yoga Lakshmi zuhause zu ermutigen statt sie zu schlagen. Schnell fanden wir heraus, dass Yoga Lakshmi Geräusche und Vibrationen mag. Mit einer Menge Geduld und der richtigen Stimulation konnten wir eine längere Konzentrationsspanne aufbauen, und Yoga Lakshmi zeigt spürbare Verbesserungen und angemenssene Interaktionen mit ihrer Umgebung.

Gopinath ist 2011 als Frühgeburt mit einem Kaiserschnitt zur Welt gekommen und war 15 Tage lang auf der Intensivstation im Brutkasten. Sein Gehirn ist sehr beeinträchtigt  – obwohl seine Augen normal sind, werden visuelle Eindrücke nicht richtig im Gehirn verarbeitet (kortikale Blindheit). Er kann keinen Augenkontakt aufnehmen und läuft gegen die Wand oder eckt irgendwo an. Außerdem hat Gopinath autistische Züge, z.B. schlägt er sich oft mit den Händen an den Kopf. Zu all dem kommen noch häufige epileptische Anfälle hinzu, trotz der maximalen Dosis an Medikamenten. Mittlerweile hat Gopinat andere Medikamente bekommen und die Anzahl seiner Anfälle hat sich verringert, worüber wir sehr froh sind, da jeder epileptische Anfall das Gehirn schädigt. Gopinat kam mit vier Jahren zu uns und hatte nie zuvor eine Therapie bekommen. Er war sehr hyperaktiv, wanderte herum und fiel wegen der häufigen epileptischen Anfälle oft hin. Seine Mutter behandelte ihn wie ein Baby: Sie trug ihn, kleidete ihn an, fütterte ihn, und er hatte nicht gelernt, die Toilette zu benutzen. Wir ermutigten sie, ihn wie einen normalen Vierjährigen zu behandeln. Wir haben uns vorgenommen, darauf zu bestehen, dass Gopinath selbständig essen lernt. Wir machen viele Körperübungen mit ihm und stimulieren ihn durch Berührung und Vibration. Seine Sprache regen wir Liedern und Reimen an. Leider sind Gopinaths Fortschritte nicht kontinuierlich. Es gibt Tage, an denen wir kaum etwas erreichen, während er an anderen Tagen kooperativer ist und uns mit einem herzerwärmenden Lächeln beschenkt.

Shakti ist der Kleinere von zwei 2007 geborenen Zwillingsbrüdern. Während sein Bruder gesund zur Welt kam, wog Shakti bei seiner Geburt nur ein Kilogramm und hat nicht geschrien, weswegen er in den Brutkasten kam. Wahrscheinlich hat Shakti durch einen Sauerstoffmangel bei der Geburt eine schwere Zerebralparese, die sich als Spastik (Steifheit) seiner Muskulatur kombiniert mit einer Athetose bemerkbar macht: Seine Gliedmaßen bewegen sich ständig unkontrolliert, was sehr bizarr aussieht. Sogar die Muskeln im Gesicht sind betroffen – es sieht so aus als mache er andauernd Grimassen – und er hat Schwierigkeiten zu essen und zu sprechen (seine Artikulation ist sehr unklar). Shakti ist ein intelligenter Junge und besucht eine Förderschule in der nahe gelegenen  Kleinstadt. Seine Mutter ist unglaublich motiviert und nett. Sie bestand darauf, ihren Jungen zur Physiotherapie zu Deepam zu bringen und wir konnten schlichtweg nicht nein sagen. Mit regelmäßigen krankengymnastischen Übungen ist Shakti ein großes Stück vorwärts gekommen und kann mit Spezialschuhen, Gehschienen und einem Rollator jetzt einige kurze Strecken gehen. Einmal in der Woche kommt er mit anderen Deepam-Kindern zum Schwimmbad. Die Übungen im Wasser helfen ihm, seine Muskeln zu entspannen. Shakti ist ein extrem motivierter Junge mit einem ganz besonders freundlichem Wesen.

Danushwar & Dhanyasri sind Zwillingskinder, deren Eltern miteinander verwandt sind. Das Mädchen namens Dhanyasri wurde zuerst geboren. Sie war zehn Tage lang im Brutkasten, brauchte kardiologische Behandlung und monatelange orthopädische Maßnahmen wegen eines Klumpfußes. Sie hat große Fortschritte gemacht und wurde 2020 im Kindergarten der Aikyam-Schule akzeptiert. Zur Unterstützung kommt sie noch regelmäßig zu Deepam zur Therapie.

Ihr Bruder Dhanushwar ist ein ganz anderer Fall. Er schielt auf einem Auge und muss wegen Epilepsie starke Medikamente einnehmen. In regelmäßigen Ergotherapie-Stunden konnten wir seine autistischen Züge abschwächen, indem wir konsequent auf Blickkontakt beim Spielen bestanden haben. Positives Verhalten wird mit Zustimmung und Lachen belohnt, während auffälliges Verhalten entweder ignoriert wird oder ein klares „Nein“ als Reaktion bekommt. Ganz wichtig war es, auch seine Mutter anzuleiten, diese Regeln zu beherzigen. Dhanushwar ist ein sonniges Kind und hat unheimlich viele eigene Ideen beim Spielen.

Shahil war gerade zwei Jahre alt, als er 2019 zu uns kam. Er leidet an einer schweren Spastik seiner Muskulatur und ist in seiner gesamten Entwicklung stark eingeschränkt. Schnell wurde uns klar, dass er auch eine starke Sehbehinderung hat, und wir können immer noch nicht gut einschätzen, wie viel er wirklich sehen kann. Da er wohl traumatische Erfahrungen mit Akupressur-Therapie gemacht hatte, war er zusätzlich extrem ängstlich und ließ sich lange Zeit nicht anfassen. Er weigerte sich, den Arm seiner Mutter zu verlassen und hat selbst geschrien, wenn sie sich hingesetzt hat. Uns fiel auch schnell auf, dass er und seine Mutter kaum wirklich miteinander kommuniziert haben. Es hat viel Geduld gebraucht, das Vertrauen Sahils zu gewinnen, ihn an eine fremde Umgebung zu gewöhnen und ihn dazu zu bringen, neue Dinge anzufassen und auszuprobieren. Mittlerweile können wir uns daran freuen, ihn aufblühen zu sehen. Er erkennt uns und lacht und spielt mit uns. Ab und zu lässt er sich sogar von uns tragen, wenn seine Mutter in der Nähe ist. Langsam verbessern sich auch seine Haltung und seine Bewegungsvarianten, obwohl er in seiner gesamten Entwicklung immer noch weit zurück ist. Weil er noch jung ist, hoffen wir, mit intensiver Physio-, Sprach-, und Ergotherapie noch viel zu erreichen. Ein wunderbarer sichtbarer Erfolg ist es, wie sich mit unserem Zutun die Interaktion zwischen Mutter und Sohn verbessert hat. Wir hatten sie angehalten, mit ihrem Kind zu sprechen und nun haben die beiden sichtlich viel Spaß miteinander. Seine Mutter ist viel selbstbewusster geworden im Umgang mit ihm und Shahil hat eine eigene Persönlichkeit entwickelt, die vorher nicht zu bemerken war.

Pavitha ist seit 2017 bei uns. Die Schwangerschaft der Mutter und Pavithas frühkindliche Entwicklung waren unauffällig, doch als sie mit drei Jahren zu Deepam kam, hat sie nicht mit Worten kommuniziert und den Blickkontakt verweigert. Ihre sozialen Kompetenzen waren sehr eingeschränkt, beispielsweise war es ihr nicht möglich, einfachste Regeln zu befolgen. Andererseits hatte sie eine gute Augen-Hand Koordination und ihre Feinmotorik und ihr Gleichgewichtssinn waren außergewöhnlich gut ausgeprägt. Die Eltern hatten Pavitha an einer Regelschule angemeldet, wo das Mädchen aber wieder abgewiesen wurde, weil ihr Benehmen auffällig war. Pavitha ist ein hübsches, waches und cleveres Kind, doch gleichzeitig lebt sie in ihrer eigenen Welt und hält stur an Verhaltensmustern fest, die ganz bestimmte Abläufe verlangen. Ihre Diagnose lautet „schwerste autistische und sensorische Verarbeitungsstörung“.

In individuellen Therapiestunden haben wir mit Pavitha geübt, beim Spielen sitzen zu bleiben, Blickkontakt auszuhalten und einfachste Anweisungen zu befolgen. Dabei haben wir es uns zunutze gemacht, dass sie Musik liebt, gerne tanzt und sich gerne hübsch kleidet – so haben wir sie spielerisch dazu gebracht, Dinge nachzuahmen, mitzumachen und Neues zu lernen. Wir mussten „Schlüssel“ finden, um sie in ihrer Welt zu erreichen. Wichtig war es, auch mit Pavithas Mutter zu arbeiten und ihr zu zeigen, wie sie klar und konsequent mit ihrer kleinen Prinzessin umgehen kann, anstatt sich manipulieren zu lassen. Mittlerweile kann sich Pavitha länger konzentrieren und es aushalten, eine Stunde lang mit anderen Kindern in der Gruppe zusammen zu sein. Dabei lernt sie wahrzunehmen, was um sie herum vorgeht. Pavitha hat immer noch starke Schwankungen in ihrem Verhalten. Seit letztem Jahr hat sie sich außerdem angewöhnt, häufiger in Situationen zu kichern, in denen das nicht angebracht ist. Wir sind dabei, das Mädchen schrittweise in die Ganztagsgruppe zu integrieren, wo sie mit anderen Kindern kooperieren muss und lernt, Regeln und Anweisungen zu befolgen. Pavitha ist ein besonderes Mädchen und es macht Freude, sie zu begleiten.

Kashmita wurde 2011 geboren. Als sie sich als Baby motorisch nicht normal entwickelte, wurde eine angeborene neurologische Störung der Nervenreizleitung diagnostiziert. Ihre rechte Hand und die unteren Extremitäten sind extrem schwach, und als sie mit vier Jahren zu Deepam kam, konnte sie weder stehen noch laufen. Das schafft sie inzwischen, auch wenn es wackelig aussieht. Bei den krankengymnastischen Übungen war sie zu Anfang ausgesprochen unkooperativ – doch seit dabei gesungen und gespielt wird und Geschichten dazu erzählt werden, macht ihr die Therapie viel Spaß. Kashmita ist ein sehr fröhliches, aufgewecktes und intelligentes Kind. Mittlerweile besucht sie die Aikyam Schule und kommt noch regelmäßig zur Krankengymnastik und Osteopathie; einmal pro Woche geht sie für ihre Übungen mit ins nahe gelegene Schwimmbad. Ihre Eltern sind sehr engagiert und unterstützen ihre Tochter, die hoffentlich ein erfülltes Leben vor sich hat.